Auf Hamburg kommt was zu
Text und Fotos: Lore Heering, Mai 2025
Mehr Hitze, Trockenphasen, Starkregenereignisse, Stürme. Alles schon gehört, wir haben verstanden und es gibt viele Ideen. Auch davon haben wir gehört. Schwammstadt, Hitzeaktionspläne. Interaktive Karten, damit wir wissen, woher der Wind weht oder das Wasser kommt. Viele gute Bausteine, die alle zusammen Hamburg resilient machen sollen. Nicht zu vergessen die begrünten Bushäuschen, die im Hamburger Haushalt ordentlich zu Buche schlagen und sich hoffentlich auch rechnen. Bei aller Vorausschau und Planung wird aber in diesem Zusammenhang auf die nachhaltige Nutzung eines Bausteins verzichtet: Die Hamburger Kleingärten. Derzeit werden diese eher als Bauerwartungsland betrachtet, ihre Bedeutung aus klimatischer und ökologischer Sicht nicht (wert)geschätzt. Soziale Aspekte nicht betrachtet. Der Wert des Bodens als Ware. Eigentlich reicht ein Blick aus dem Augenwinkel für die Erkenntnis, dass es da Tiefgründigeres gibt: Millionen von Lebewesen, C0²-Speicher, Wasserspeicher, Pflanzen. Artenvielfalt und Klimaschutz. Leben, Luft zum Atmen. Gesundheit. Gibt es hierfür nicht sogar mittlerweile eine Formel zur Berechnung? Alles also eine Frage der Mathematik? „Das liegt alles im Auge des Betrachters“, sagen die einen. „Dem fehlt es an Durchblick“, antworten die anderen.
Oder man weitet seinen Blick und erwidert etwas grundlegend anderes, wie z. B., dass es an einem Konzept fehlt. Einem Plan, wie Kleingärten ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und wie deren Einbindung in klimapolitische Maßnahmen der Stadt gelingen kann. Eine Ressource, wo jeder Winkel erfasst, geschützt und gefördert werden sollte.
Dieser Text ist ein Appell zur Veränderung von Kleingärten hin zu Gartenoasen, als Baustein im Umgang mit klimatischen Veränderungen. Aber auch zum Erhalt und zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts in einer sich verdichtenden Stadt wie Hamburg.
Was das bedeuten könnte, wäre für jeden bereits beim Betreten der Anlagen sichtbar und spürbar. Bänke entlang der Wege, die zum Ausruhen und Verweilen einladen. Essbare Hecken für Mensch und Insekt, gerne ohne jegliche Form von Insektiziden. Naturnahe Gärten mit Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten für Wildtiere, wo bedarfsgerecht gewässert wird und idealerweise ein Teich angelegt wurde. In Teilen Gemeinschaftsgärten für Selbstversorger und/oder als Lehrgärten für Kitas und Schulen. Kleine, begrünte Lauben und mehr blühende Wiese als Rasen. Pflanzenvielfalt statt Monokultur. Hummeln, die sich tummeln. Bäume, die Schatten spenden und offene Gartenpforten an besonders heißen Tagen. Vereinshäuser für nachbarschaftliche Treffen und Veranstaltungen. Die Liste ist lang und könnte bei genauerer Betrachtung endlos werden. Kleingärten können bereits jetzt viel. Im Schatten eines Baumes lässt es sich gut erholen, spielen, lesen, Vögel beobachten. Als Gartenoasen sind sie unschätzbar wertvoll für eine Großstadt wie Hamburg mit seinen Hitzeaktionsplänen und interaktiven Karten. Auf diesen praktischen Baustein zu verzichten, sollte – oder kann – Hamburg sich womöglich mit Blick in die Zukunft nicht leisten.
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