De Börner, Langenhorner Heimatblatt, April 2024, S. 6

Der besondere Blick

Grasfrosch. Foto: Christine Brandt

Hattet ihr schon mal ein Froschpärchen in der Hand? Pardon, in der Hand heißt natürlich: Auf den Handschuhen. Denn mit bloßen Händen soll man Amphibien nicht anfassen. Nicht, weil sie uns Menschen etwas antun würden. Sondern umgekehrt: Wir haben Bakterien und Viren an unseren Händen, an die wir gewöhnt sind. Aber für Amphibien sind sie tödlich, weil die Populationen ohnehin geschwächt sind.

Wer also Frösche und Co. über die Straße helfen will, der kann sich Handschuhe aus einem speziellen Garten im Diekmoor nehmen. Und auch den Eimer dazu. Und dann geht es los: Jeden Morgen und jeden Abend kontrolliert das Team die eingegrabenen Eimer am Weg 396. Und dazu noch den Stichkanal am Weinberg.

Das Team, das sind engagierte Leute rund ums Diekmoor. Bereits im vergangenen Jahr haben sie damit begonnen, im Frühjahr die Kröten, Molche und Frösche zu retten, die in Scharen über den immer stärker befahrenen Weg 396 kommen. Die Amphibien leben im Sommer teils in den Fritz-Schumacher-Gärten, teils in den Kleingärten. Im Frühjahr ziehen sie entweder über den Bahndamm oder von ihrem Winter Quartier am Bahndamm Richtung Rückhaltebecken und in die vielen kleinen Teiche in den Kleingärten, um zu laichen.

Dieses Jahr ging es am 18. Februar los: Mit helfenden Händen vom NABU wurde der Krötenzaun aufgestellt. Nach dem ersten Schub kam eine kalte Periode, immer wieder stockte die Wanderung. So ging es dieses Jahr schubweise. Anfang und Mitte März war jeweils ein Höhepunkt, und ab Ende Februar kamen schon die ersten Frösche dazu. Ende März zählte ich abends am Kanal acht überfahrene Kröten, manche bewegten sich noch. Was tun? Initiatorin Christine Brandt meinte: Auf jeden Fall nächstes Jahr auch am Stichkanal einen Zaun aufstellen.

Wer Lust hat, mitzumachen, der melde sich bei Gabriele. Es werden immer helfende Hände gesucht – am besten einmal wöchentlich für eine Morgen- oder auch Abendschicht. Die Aufgaben? Die Eimer kontrollieren, Kröten im Sammeleimer fotografieren und umsetzen auf die andere Straßenseite. Und in die Liste eintragen, die an NABU und Umweltbehörde geht. Und mit Erinnerungen nach Hause gehen, die zählen: Die gute Morgenluft, der Vogelgesang ringsum, der Blick des Frosches vor dem sanften Absetzen.

Gabriele Wittmann

Der Verein Für ein grünes Hamburg e.V. wird für das nächste Jahr zwei modernere Krötenzäune beantragen. Diese sind leichter auf- und abzubauen.

Zählungen

150 m Krötenzaun: (letztes Jahr 300 m)

Erdkröten (Bufo Bufo)
178 männlich
34 weiblich

Grasfrosch (Rana temporaria)
5 männlich 5 weiblich

Teichmolche (Triturus vulgaris)
19 männlich 10 weiblich

Stand 02.04.2024