24.11.2021, Text: Christine Brandt. Mitarbeit: Katrin Knopp. Fotos: Christine Brandt
Das Diekmoor, ein Moor?
Das Diekmoor – ist es nun ein echtes Moor oder nur noch ein Name? Gibt es tatsächlich noch ein Diekmoor, das gerettet werden kann? Die Antwort darauf ist komplex, da es sich hier um Flächen handelt, die sich in sehr unterschiedlichen Zuständen befinden.
Das Gebiet, auf dem gebaut werden soll, erstreckt sich über die Grünfläche zwischen Bahndamm und dem »Weinberg« (ehemalige Mülldeponie und heute KGV »Am Weinberg«). Im Norden wird es begrenzt durch den Bornbach (entlang der Straße Neuberger Weg) und im Süden vom Weg 396, der zum Rückhaltebecken führt.
Weiter geht es südlich vom Weg 396. Hier zieht es sich gen Westen entlang des Foorthkamps in Richtung Langenhorner Chaussee. Der gesamte Bereich wird auf der Website des Bezirksamts auf einer Karte dargestellt. (Quelle: tinyurl.com/e3assey3)
Die Pferdeweide soll nach derzeitigen Planungen nicht bebaut werden.
»In diesem Gebiet liegen nur Kleingärten«
Kleingärten haben ohnehin einen großen ökologischen, sozialen und klimatischen Wert. Hier im Diekmoor finden sich zusätzlich unter den Gärten sogenannte begrabene Torfe mit einer Dicke bis zu 2,10 m im Untergrund. Es handelt sich bei diesen Flächen also um wertvolle Kohlenstoff-Speicher. (Quelle: tinyurl.com/yz2caubx)
Angrenzend an die geplante Baufläche im nördlichen Bereich liegt am Bornbach eine feuchte Wiese, die im Flächenplan als Moor markiert ist. Etwas weiter westlich, entlang des Bornbachs, befindet sich das eigentliche Diekmoor. Da die Moorfläche nicht gepflegt wurde, sind hier Bäume aufgewachsen, die den Moorcharakter verändert haben, so dass die Fläche aktuell ein sehr feuchtes Bruchwaldgebiet mit Torfmoos aufweist.
(Quelle: tinyurl.com/n47ru27p)
Auf diesen Flächen ist nach derzeitigem Stand keine Bebauung geplant. Dennoch würden die in unmittelbarer Nähe stattfindenden Bauarbeiten und die geänderte Nutzung (u. a. Veränderung des Wasserhaushaltes) einen Einfluss auf sie haben.
Moore sind aus zwei Gründen wertvoll und daher besonders schützenswert. Zum einen, weil in ihnen seltene Arten leben, zum anderen, weil in den Torfböden Kohlenstoff gespeichert wird.
Das funktioniert so: Moore sind so feucht, dass die abgestorbenen Pflanzenteile nicht verrotten, sondern in den nassen Bodenschichten unter Luftabschluss verbleiben und zu Torf werden. Die Torfbildung dauert lange, aber die Menge an Kohlenstoff, die gespeichert wird, ist enorm. In Deutschland bindet eine 15-cm-dicke Torfschicht soviel Kohlenstoff wie ein 100-Jahre-alter Wald. (Quelle: tinyurl.com/5chryhre)
Torf ist allerdings nur stabil, solange er dauerhaft nass ist. Wird das Moor entwässert, kommt der Torf mit Sauerstoff in Kontakt. Er zersetzt sich an der Luft und es entsteht gasförmiges CO2. Damit ist die Speicherwirkung des Moores dahin und das trockengelegte Moor beginnt, den vorher gespeicherten Kohlenstoff als CO2 auszustoßen.
Die Stadt Hamburg hat in den Jahren 2017 und 2020 Berichte zu ihren Mooren erstellen lassen. (Quelle: tinyurl.com/skx6eyjf) Diesen ist zu entnehmen, dass im Bereich des Diekmoors auf einer Fläche von 0,8 ha Torfschichten von bis zu 30 cm Dicke vorkommen. Auf der feuchten Wiese am Bornbach weisen auf 0,5 ha Fläche sogar Torfschichten mit einer Dicke von bis zu 60 cm auf. Das entspricht nach der oben erwähnten überschlägigen Rechnung einem bis zu 3,6 ha-großen 100-jährigen Wald.
Allein die Schichten im eigentlichen Diekmoor binden laut Moorbericht 180 Tonnen organischen Kohlenstoff. Im Vergleich: Das Rothsteinsmoor-Nord mit einer Fläche von 0,8 ha Niedermoor und Anmoor mit bis zu 20 cm Dicke bindet 134 Tonnen organischen Kohlenstoff. Das Rothsteinsmoor genießt den Schutz des Naturschutzgebietes und wird vom Nabu betreut und gepflegt.
Diese Gebiete, besonders das am Bornbach mit den dickeren Torfschichten, grenzen an die Fläche, auf der gebaut werden soll. Laut dem Hamburger Bericht »Moore in Hamburg – Maßnahmen« liegt der Torf auf sandigem Untergrund. Solche Gebiete sind empfindlicher gegenüber Veränderungen des Grundwasserstandes in der Umgebung. Es besteht deshalb die Gefahr, dass die Eingriffe in den Wasserstand, die nötig sind, um bauen zu können, das Moor weiter austrocknen und dazu beitragen, dass mehr CO2 aus den restlichen Torfschichten entweicht.
Für Deutschland wird die Gesamtmenge an Kohlenstoff in Mooren mit ca. 1.200 bis 2.400 Mio. Tonnen geschätzt. Die Erhaltung dieser alten Kohlenstoffspeicher ist vorbeugender Klimaschutz. Der dauerhafte Verbleib der Böden im nassen Milieu verhindert die Mobilisierung dieser Kohlenstoffreserven und schützt vor einer zusätzlichen Belastung der Atmosphäre. (Quelle: »Moore in Hamburg« – tinyurl.com/y3jh4jt4)
Nach bisherigen Ergebnissen aktueller nationaler Studien können Extensivierung und Renaturierung/Wiedervernässung von Mooren einen erheblichen Beitrag zur Klimaentlastung leisten. Die CO2-Emission von Mooren ist auf naturnahen Standorten gering und nimmt in der Nutzungsreihenfolge Forst – Grünland – Ackernutzung mit der größten CO2-Freisetzungsrate zu.
»Für Hamburg ist der Schutz von weiteren Moorflächen, die bisher keinen Schutzstatus haben, vordringlich. An den Ankauf von Flächen zwecks Unterschutzstellung in Naturschutzgebieten ist ebenso zu denken wie an die Verankerung von Ausgleichsmaßnahmen auf Flächen mit Moorböden, die die Extensivierung der Nutzung oder auch eine mögliche Renaturierung zum Ziel haben.«
(Quelle: »Moore in Hamburg«, Seite 9 – tinyurl.com/7yd3v4hw)
Aufgrund der Torfschichten im Diekmoor können wir also sagen, dass es sich um einen Kohlenstoff-Speicher handelt und dass der Bezirk dazu aufgefordert sein soll, unverzüglich die von ihm vorgeschlagenen Maßnahmen umzusetzen, damit dieser Kohlenstoff-Speicher erhalten bleibt. (Quelle: »Moore in Hamburg«, Seite 10 – tinyurl.com/y3jh4jt4)
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