Hilmar Schulz, 19.05.2021

Honigbienen im Diekmoor

Es summt, es schwirrt – den Bienen geht es gut und Daniel Untereiser ist zufrieden. Den Winter und das kalte Frühjahr haben seine Bienen gut überstanden. Jetzt scheint die Sonne, im Diekmoor blühen zahllose Pflanzen. Die Arbeiterinnen fliegen von früh bis spät aus, um Nektar zu sammeln. An der Einflugschneise des Stocks ist viel Betrieb. Die startenden Bienen haben nackte Beine, die zurückkehrenden tragen dicke Pollenpakete an den Hinterbeinen.

Bienen im Garten sind einfach toll. 

Angefangen hat Untereiser mit der Hobby-Imkerei mit 27, vor fünf Jahren. Er muss schmunzeln: „Die meisten Menschen stellen sich unter einem Imker einen Mann mit grauem Bart und Pfeife vor.“ Er selbst ist im Diekmoor praktisch aufgewachsen. Schon sein Urgroßvater hat vor über 60 Jahren das Moor hier in einen Garten umgegraben. Und diesen Garten hat er vor neun Jahren von seinem Großvater übernommen. 

Zuerst habe er erst einmal herumprobiert, was alles möglich ist: Untereiser experimentierte mit allem möglichem Obst und Gemüse, dachte an Selbstversorgung. Vor allem wollte er Tiere im Garten haben. Für Enten oder Hühner hätte er jeden Tag da sein müssen, das wäre ihm zu aufwändig gewesen. Deshalb entschied er sich für Bienen. Er machte einen Imkerkurs und kaufte sein erstes eigenes Volk.

Für seine Imkerei benutzt Untereiser eine sogenannte „Bienenkiste“. Profis schlügen bei deren Anblick die Hände über dem Kopf zusammen. Aber für ihn sei die perfekt: Er muss lediglich Wachsstreifen einsetzen, den Ausbau der Kiste übernehmen – anders als bei konventionellen Stöcken – die Bienen selbst. Das ist nicht so zeitintensiv und eine sehr natürliche Art der Imkerei. Nur gegen einen schlimmen Bienenschädling muss er vorgehen: Im hinteren Bereich der Bienenkiste lässt er Ameisensäure verdunsten und er beträufelt das Volk im Winter mit Oxalsäure, um die gefährliche Varoa-Milbe zu bekämpfen.

Ich fand es irre, eigenen Honig zu ernten!

Untereiser erntet nur eine Tracht im Sommer und gewinnt so bis zu 15 Kilogramm Honig im Jahr, den er in der Familie und im Freundeskreis verschenkt. Den Rest behalten die Bienen selbst, um über den Winter zu kommen. Dieser Vorrat versorgt sie mit der Energie, um ihrer Königin in der Mitte des Nests eine Temperatur von rund 20 Grad zu gewährleistenUntereiser muss nicht zufüttern, wie andere Imker. 

Das Diekmoor ist ja ein Traum!

Für die Imkerei sei das Diekmoor einfach wunderbar.  Bienen sammeln im Umkreis von zwei Kilometern. Und in diesem Landschaftsschutzgebiet finden die Bienen alle möglichen Blühpflanzen, alle erdenklichen Sorten von Nektar. – Was sie besonders mögen? Nach Apfelblüten seien sie verrückt. Und wenn irgendwo einmal der Efeu blüht, stürzen sie sich darauf. Aber es sei vor allem die riesige Vielfalt an Blüten, die grünen Bereiche die das Diekmoor so wertvoll machen. Entsprechend würzig ist auch der Honig, den sie produzieren.

Wieviele es genau sind, weiß auch Untereiser nicht, aber die Zahl der Imker, die Bienen im Diekmoor halten, ist stetig gewachsen. Tatsächlich gibt es heute generell mehr Imker in der Stadt als auf dem Land. Denn in den urbanen grünen Bereichen ist der Artenreichtum wesentlich höher als auf den Monokulturen der industriellen Landwirtschaft.

Untereiser hielt schon zwei Völker gleichzeitig in seinem Garten in direkter Nachbarschaft. Solange die Populationen gesund sind und über genügend Wächterbienen zur Verteidigung des Nests verfügen, sei das überhaupt kein Problem. „Das Nahrungsangebot im Diekmoor ist ja überreichlich!“

Gibt es Probleme mit den Pächtern in der Umgebung? – Im Gegenteil, sagt Untereiser. Der Nachbar, der einen vorbildlichen Nutzgarten mit großem Gemüsebeet und kleiner Obstwiese pflegt, ist heilfroh darüber. Seine Erträge seien viel besser, seit die Bienen da sind, denn die unterstützen die Bestäubung der Pflanzen. „Und als ich meine Freundin kennengelernt habe und ihr von den Bienen erzählte, wurde ich noch interessanter für sie.

Bienen sind einfach beliebt. „Zur Zeit sind sie sehr entspannt.“ Die Bewegungen sind ruhig, man hört ein angenehmes Summen, einen Wohlklang. Aber sie können auch anders. So mögen sie es etwa nicht, wenn man die Einflugschneise behindert. Auch wollen sie nicht angepustet werden. Zudem spiele die Wetterlage eine Rolle. Es gebe Tage, so Untereiser, da verfolgten sie einen. „Dann musst Du durch den Garten flitzen.

Als er an einem dieser kalten Frühjahrstage eine Notfütterung machte, ist er dreimal ins Gesicht gestochen worden. Er habe Mist gemacht, sagt Untereiser, und die Bienen erschreckt, als er innen an den Kasten klopfte.

Was rät Untereiser anderen, die sich mit dem Gedanken tragen, Bienen zu halten? – Die Umgebung sollte so eine reiche Natur sein, wie das Diekmoor. Und man sollte in jedem Fall einen Imkerkurs machen. „Es sind Lebewesen und man muss schon wissen was, wann, wie für sie zu tun ist.

Ein Bienenvolk kostet rund 100 Euro. Untereiser hat sich das letzte Mal für die Rasse Buckfast entschieden, eine englische Züchtung, die als friedlich und krankheitsresistent gilt. In diesem Sommer werden bis zu 50.000 Tiere schlüpfen, die aber nicht alle gleichzeitig die Bienenkiste bevölkern, da Arbeiterinnen höchstens vier Wochen alt werden. Wenn alles gut geht und die Insekten den Winter gesund überstehen, geht im folgenden Jahr alles wieder von vorne los. 
Im Idealfall kann ein Bienenvolk ewig leben. 

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