Klappertopf gegen Rasen

18.08.2021, Gabriele Wittmann

Reger Besuch im offenen Naturgarten

Kennen Sie das gestreifte Leinkraut? Oder das gelbe Labkraut? Beide haben unscheinbar winzige Blüten. Doch weil es hunderte davon an jedem Stengel sind finden Insekten ungewöhnlich viel Nektar und Pollen in diesen heimischen Pflanzen.

Über 40 interessierte Besucher ließen sich einen Sonntag nachmittag lang von Mahin Abad Dar und Florian Seefluth zeigen, was einen Naturgarten ausmacht. Für „klassische“ Gärtner war der Anblick erst einmal ungewohnt, aber das scheinbare „Durcheinander“ an heimischen Wildpflanzen bietet ideale Bedingungen für unsere Insekten und Wildbienen.

Die Kleingarten-Parzelle im Diekmoor errang bereits bei der Vorbesitzerin 2014 den 1. Preis in der Kategorie „Kleingärten“ beim Wettbewerb „Hamburg Summt“. Und so konnten die beiden Pächter zeigen, was die Initiative „Naturnah Gärtnern im Diekmoor“ alles in ihrem langjährigen gärtnerischen Erfahrungsschatz hütet. Neben einem durch tiefe und flache Zonen vielen Amphibien Unterschlupf bietenden Teich und einer langen Totholzhecke, in der dieses Jahr Rotkehlchen wie auch Zaunkönige brüteten, hatten es den Besuchern vor allem die vielfältigen Stauden angetan.

Wildblumen nicht einfach aussäen

Der Sommer war heiß, daher waren die meisten Wildblumen bereits verblüht. Deswegen war der Garten gespickt mit Fotos aus der Haupt-Blütezeit im Juni/Juli, die die entsprechenden Stellen aufleben ließen. So vermittelten sich Eindrücke der farbenprächtigen Blütenecken, die überall entlang der Wege stehen. Geduldig erklärten die Veranstalter, warum die Kartäusernelke oder die Rundblättrige Glockenblume so wertvoll für unser Ökosystem sind.

Viele Fragen brachten die Gäste mit. Schon manch einer hatte enttäuschende Erfahrungen gemacht mit dem einfachen „Ausstreuen“ von Samen auf Rasenflächen. Florian Seefluth erklärte, warum das nicht funktioniert: „Gräser stehen in direkter Konkurrenz zu den Wildblumen. Durch ihre hohe Anzahl und die Art, wie der Mensch seine Wiese pflegt, haben Wildblumen keine Chance.“

Der Geheimtipp des Umweltpädagogen: Wer nicht sofort die Mühen auf sich nehmen will, den gesamten Rasen abzutragen und den Boden durch Sand abzumagern, der ziehe einen Kreis von einem Radius von 50 cm. Nur dieser kleine Kreis wird sodann von Grassoden befreit und mit etwas Sand abgemagert. Darauf geeignetes Saatgut wie „Wildblumen-Wiese“ streuen, und bald entwickelt sich das erste Blütenmeer. Das kann dann allmählich erweitert werden.

Ökologische Paradiese erhalten

Wer mehr Geduld hat, für den eignet sich der Trick mit dem „Klappertopf“. Den hat Seefluth auf seiner Wiese unter Apfelbäumen angesät. „Dieser Halbschmarotzer entzieht Wiesengräsern Nährstoffe, wodurch die Gräser geschwächt werden. Andere Arten können sich dann einfacher durchsetzen.“

Mit zufriedenen Gesichtern schlängelten sich die Besucher wieder durchs Staketenzaun-Törchen. Die ein oder andere Anregung werden sie wohl mitnehmen, für ihren Garten in Lemsahl, Eppendorf oder am Timmerloh, Herzmoor oder Harnacksweg, in unserem wunderschönen, grünen Langenhorn. Und: Alle Besucher sprachen sich am Gartentörchen noch dafür aus, dass diese kleinen Paradiese im Diekmoor nicht überbaut werden dürfen.

Am 14. November lädt die Initiative „Naturnah Gärtnern im Diekmoor“ zum nächsten Treff. Dann gibt die aus Funk und Fernsehen bekannte Naturgärtnerin Grit Lory für alle Interessierten eine Fortbildung zum Thema. Wir werden sie unterstützen und geben bald genauere Daten zur Anmeldung bekannt.

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