Gabriele Wittmann, 31.05.2021

Parzelle 79: 600 Quadratmeter Zusammenhang

Die fünf Kleingartenvereine im Diekmoor bilden zusammen mit den darin enthaltenen Mooren und dem Bornbach eine Fläche von etwa 52,5 Hektar. Das sind umgerechnet etwa 74 Fußballfelder. Damit ist es eines der größten noch zusammenhängenden Grüngebiete in Langenhorn. Deswegen können hier noch viele Tiere und Pflanzen leben – weil die Reviergrößen stimmen.

Wussten Sie, dass ein Igel ein Revier von bis zu einem Quadratkilometer braucht und jede Nacht 3-5 Kilometer wandert? Auf der Parzelle 79 „vögelt“ sommers ein Igel unter dem Holzstoß und ernährt sich nachts laut schmatzend von den Asseln und Schnecken. Die beiden Jungtiere des Mäusebussards wiederum, der 2020 im Waldstückchen Bornbach/ Foorthkamp gebrütet hat, kreisen aktuell über Diekmoor I und II, denn hier haben sie genügend Revierfläche – und Mäuse. (Leider auch die seltene Haselmaus.)

Hier sind Vögel zu hören, die selten geworden sind: Gartenrotschwanz, Kuckuck, Star und Fitislaubsänger. Sie finden hier Futter, Wasser und Nistplätze. Nachts schwärmen zahlreich Fledermäuse aus und vertilgen die Mücken. Durch das feuchte Moorgebiet und angelegte Teiche haben wir viele Molche und Kröten, die als „Huckepack“-Päärchen jedes Frühjahr über den Weg 396 zurück ins Kleingartengebiet wandern.

Noch 2014 wurde die Parzelle 81 im KGV Diekmoor II preisgekrönt im Wettbewerb „Hamburg summt“, mit dem 1. Preis der Kategorie „Bienenfreundlichster Kleingarten Hamburgs“. Er liegt nun im Bebauungsgebiet. (Was war dann der Sinn einer solchen Auszeichnung?)

Wildbienen finden hier Nahrung. Der Zitronenfalter hat seinen Faulbaum, um sich zu verpuppen, und die Tagpfauenaugen und Kleinen Füchse gibt es nur, weil wir auch größere Brennessel-Flächen vorhalten. Es ist so kurzsichtig, das Gebiet zu zerteilen und große Areale zu versiegeln. Und gleichzeitig wird sich deutschlandweit über das Insektensterben beklagt?

Die Gärten nähren und ernähren nicht nur Tiere, sondern auch uns Hamburger Bürgerinnen und Bürger. Ein Apfelbaum wie der dänische alte Filippa in der Parzelle 79 bringt zusammen mit den beiden benachbarten Bäumen 60 Liter Apfelsaft im Jahr, durch die vom Gartenausschuss der benachbarten Langenhorner Fritz-Schumacher-Siedlung geliehene Presse selbst hergestellt. Damit werden Kinder des Partners und benachbarter Straßen den Winter über versorgt. Dazu gehen tütenweise Äpfel zu den Kollegen in die Firma, versorgen alle Nachbarn im Wohnhaus, die alte Rentnerin im Nachbarhaus, die so gerne Apfelmus kocht, und Gartennachbarn ohne Apfelbaum wie Vlado und Gerd und Petra. Und das nur auf einer einzigen Parzelle von 600 Quadratmetern!

Die gibt dann auch noch vom Bärlauch im April bis zu den letzten November-Himbeeren Gemüse und Obst zur Selbstversorgung.

Dazu haben wir fünf Bienenstöcke, die alle Obstbäume bestäuben. Und die sich als letzte Mahlzeit im Herbst aus dem Dutzend alter Eichen der Allee am Weg 396 den Saft holen, den die Läuse herausgesaugt haben. Wird es die Eichen bald nicht mehr geben?

Und es gibt noch so viele Geschichten mehr, die sich auf so einem kleinen Gebiet abspielen, das mit einem großen so verbunden ist! Ein Gebiet, das Wildtiere aus dem benachbarten Raakmoor und der Hummelsbüttler Feldmark auf drei Strecken durchkreuzen …

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