Gespräche im Diekmoor

Mai 2023, Gastbeitrag von Gabriele Wittmann in der Langenhorner Rundschau

Haben Sie es auch schon bemerkt? Leise schwindet das Grün in Langenhorn. Wo ehemals eine gut tragende Quitte stand, steht jetzt eine Garage. Wo vormals ein Apfelbaum Generationen von Kindern ernährt hat, steht jetzt ein weiteres Haus. Immer mehr Fläche in unserem „Langen Horn“ wird bebaut, in kleinen oder in großen Schritten.

Rund um die Krankenhäuser Ochsenzoll und Heidberg lagen noch vor zwanzig Jahren große Parkflächen mit alten Eichen oder einem Moorgarten zur Erholung. Inzwischen sind ganze Straßenzüge mit Verkehrskreiseln und Wohnvierteln darauf entstanden: Der Oxpark, das Heidberg Village. Und nun soll auch noch das Diekmoor geopfert werden – für ein neues Wohnviertel für über 2000 weitere Menschen.

Die geplante Bebauung am Diekmoor ist ein Prototyp für die Auseinandersetzungen, die im Zuge der Klima- und Artenkrise zunehmen werden: Soll nur der Mensch ein Recht auf Leben haben? Oder sollten nicht auch heimische Tiere und Pflanzen einen Schutzstatus genießen, wie es die Autorin Roda Verheyen in ihrem jüngsten Buch fordert? Natur muss erhalten werden. Und wo noch Restmoore vorhanden sind, wie im Diekmoor, umso mehr. Und dabei geht es nicht nur um CO2: Das wenige noch vorhandene Ökosystem aus Boden, Wasser, Luft, Tieren und Pflanzen bildet auch für uns Menschen unsere Lebensgrundlage.

Gespräche im Diekmoor

Vor diesem Hintergrund lädt der Verein „Für ein Grünes Hamburg e. V.“ in den kommenden Monaten zu „Gesprächen im Diekmoor“: Wir werden von Mai bis Juli Teil des Hamburger Architektur Sommers. Es geht um nicht weniger als die Frage, wie Stadtplanung auf die veränderten ökologischen Gegebenheiten reagieren müsste. Und dabei reichen unsere Fragen weit über das Gebiet hinaus.

Nach einer Radtour, die alle Interessierten durch die Landschaft der Gärten, des Restmoores und durch mögliche alternative Baugebiete führt, finden im Vereinsgarten Diekmoor II moderierte Gespräche statt. Beide Veranstaltungsreihen sind kostenlos (Spenden werden natürlich gern genommen) und können einzeln oder nacheinander besucht werden.

Obst für Biene und Co.

Den Auftakt machen die Obstbäume: Mit Joachim Reinig wollen wir am Sonntag, 14. Mai erörtern, welchen Nutzen die über 500 Obstbäume im geplanten Baugebiet in Zeiten des Artensterbens für Tier und Mensch haben. Der Architekt und Vorsitzende des Pomologen-Vereins Hamburg-Schleswig Holstein wird uns schildern, welche Erfahrungen er bislang mit der Stadt Hamburg gemacht hat, und was er bisher gegründet hat, um Obstbäume in der Stadt zu verankern. Und wir wollen fragen: Wie sollte Stadtplanung künftig mit Obstbäumen umgehen? Und was können wir dafür tun?

Gärten in Langenhorn

Am 11. Juni geht es dann um den ökologischen Wert von Gärten innerhalb der Stadt. Gärten haben in unserem Stadtteil eine lange Tradition! Kira Jensen von der Geschichts- und Zukunftswerkstatt Langenhorn erklärt den geschichtlich gewachsenen Zusammenhang der Diekmoor-Kleingärten und der Fritz-Schumacher-Siedlung und gibt einen Einblick in ihre ökologische Achse. Wie hängt die Idee der „Essbaren Stadt“ mit Gartenstädten zusammen, die seit über 100 Jahren den Anbau für Alle fördern? Wie können wir diese Tradition aufrechthalten und weiterentwickeln? Welche Zukunftsszenarien sind hier denkbar? Wie sind Artenschutz und ökologische Landwirtschaft miteinander vereinbar? Und wie können wir uns als Gartenstadt halten, in einer Zeit, in der immer weiter gebaut werden soll?

Stadtplanung und Artenvielfalt

Am 25. Juni haben wir dann den Hamburger Architekturkritiker Christoph Twickel (DIE ZEIT) zu Gast. Er hat immer wieder die fortschreitende Gentrifizierung einzelner Viertel in der Stadt beschrieben. Mit ihm diskutieren wir über die Auswüchse einer auf Rendite getrimmten Stadtplanung. Und fragen: Wie argumentieren Baubehörde und Senat? Und wie könnten nicht-monetäre Dinge wie Artenvielfalt darin Platz finden?

Zukunftsprojekte

Am Ende der Gesprächsreihe erwarten wir am 9. Juli einen Überraschungsgast. Dann wollen wir die Fäden zusammenführen: Welche Bündnispartner bräuchte es, um den Artenreichtum in Gebieten wie dem Diekmoor zu verstetigen? Und wie könnte eine Stadtplanung aussehen, die Kleingartengebiete als ökologische Refugien anerkennt und weiterentwickelt? In einem zukunftsweisenden Projekt sollen die Gespräche ihre Fortführung finden.

Die Gespräche finden jeweils sonntags nachmittags statt, im Festzelt des Vereinsgartens Diekmoor II. Also nicht im großen Vereinshaus Diekmoor I am Eck, sondern im kleinen Vereinshaus, das ein Stück weiter am Weg 396 gegenüber der Pferdekoppel liegt (Parzelle 73).

Die Radtour beginnt um 14 Uhr vor Blume 2000 am Langenhorner Markt und endet um 15:15 im Vereinsgarten Diekmoor II. Dort beginnen die Gespräche dann um 15:30 Uhr. Nach einem kleinen 30-minütigen Input öffnet sich die Diskussion. Der Eintritt ist kostenlos, eine kleine Spende ist gern gesehen.

 
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