24.09.2022, Bürgerinitiative Rettet das Diekmoor!

Pressemitteilung: Bürgerbeteiligung mit Fragezeichen

Die von der Stadt Hamburg angebotene Bürgerbeteiligung zur geplanten Bebauung des Diekmoors in Langenhorn haben Bürgerinnen und Bürger sowie Vorstände von Initiativen aus Protest am 24.09.2022 vorzeitig verlassen.

In der zweiten Workshop-Runde, die von 11:00 bis 14:00 Uhr in der Fritz-Schumacher-Schule abgehalten werden sollte, waren viele Bürgerinnen und Bürger überrascht von den durch Vertreter des Bezirksamtes Nord, den Planungsbüros und vom moderierenden Büro Tollerort vorgestellten angebotenen Ergebnissen: „Wir haben in der ersten Runde im Mai noch über eine Einbeziehung der SAGA-Siedlung im Südwesten diskutiert, die ja teilweise im zu überplanenden Gebiet liegt“, äußerte eine Bürgerin. „Der diskutierende Tisch war sich damals darüber einig, dass man das bereits versiegelte SAGA-Gebiet, dessen Erneuerung ohnehin für die kommenden Jahre aufgrund von Sanierungsbedarfs vorgesehen ist, neu und höher bebauen solle. Damit könne man eine Bebauung im heute noch unversiegelten Diekmoor abwenden. Von den Ergebnissen aus dieser ersten Workshop-Runde ist bei den heute vorgelegten Plänen allerdings nichts mehr übrig!“

Angela Wagner von der Gemeinschaft der Fritz-Schumacher-Siedlung Langenhorn e. V. zeigte sich entsetzt, dass schon eine Planung erfolge, obwohl viele Kriterien noch nicht geklärt und immer noch keine Gutachten fertig seien. „Für mich sind das die Grundvoraussetzungen, um eine ernsthafte Planung gemeinsam auf den Weg zu bringen“, so die Vorsitzende. „Wohnraumschaffung mit höchstmöglicher Schonung der Natur bedarf einer sehr sorgfältigen Einbeziehung des gesamten Stadtteils.“

Joachim Stieglitz, Auswahlbürger des Bezirksamt Hamburg Nord, bemängelte, dass durch die formale Auswahl des Formats World-Café und der engen thematischen Vorgaben die Argumente der Gegner der Bebauung gar nicht berücksichtigt würden. „Als gestern Abend (Anm.: Zwischenpräsentation „Rahmenplan Diekmoor“) zwischen den drei vorgestellten Varianten der Bebauung ein Favorit durch Klebepunkte gekennzeichnet werden sollte, erhielt eine Variante mit Abstand die meisten Punkte: die von einem Teilnehmer hinzugefügte Variante ´keine Bebauung des Diekmoors´“, so Stieglitz. „Heute wurde dies von Beginn an nicht mehr berücksichtigt. Wir sollten nur noch über drei vorgestellte Varianten beraten. Es sollte nur noch um Fragen wie die Höhe der Bebauung gehen. Und das alles, ohne, dass Gutachten vorliegen, die die Bedingungen dafür klären.“

Bereits gestern hätten mehrere Beteiligte nicht mehr die Möglichkeit erhalten, sich zu äußern, so Stieglitz. Dafür habe eine Mitarbeiterin des Bezirks geäußert, dass „wir nicht die richtigen Bürger sind.“ Dieser Umgang mit Kritik zeige, dass die Veranstaltungsreihe eine Farce sei und mit wirklicher Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger nichts zu tun habe.

Gabriele Wittmann von der Initiative „Rettet das Diekmoor!“ wies darauf hin, dass im Osten des Gebietes, hinter der heutigen Pferdekoppel, ein Überwinterungsplatz für Hunderte von Erdkröten liege. Auf der Pferdekoppel sei nun aber in allen drei vorgestellten Varianten ein Spielplatz für Kinder geplant. „Wo sollen die Kröten dann überwintern?“ fragte die Gärtnerin. „Und vor allem: Wenn die Wanderung Ende März beginnt und Hunderte Erdkröten nach Westen und Süden wandern, genau in die Gebiete, die nun überplant werden sollen, wo sollen die Tiere künftig leben?“
Auch bemängelte sie, dass noch keines der in Auftrag gegebenen Gutachten vorliege, obwohl es offiziell hieß, sie seien bereits fertig und nur noch „in der Abstimmung“. Außerdem sei es befremdlich, dass keiner der offiziellen Gutachter jemals die Gärten betreten habe, wie ein Mitarbeiter des Bezirksamtes Nord auf der Zwischenpräsentation „Rahmenplan Diekmoor“ am Vorabend bestätigt hatte. „Ohne ein fundiertes ökologisches Gutachten kann ich noch gar nicht beurteilen, ob hier überhaupt gebaut werden soll, geschweige denn eine von drei Varianten auswählen“, so Wittmann.
Ob Kleingärten aus dem Gebiet herausgenommen werden, wie genau manche der Gärten als Gemeinschaftsgärten neu angelegt und verwaltet werden sollen, ob es Ersatz für die einzelnen Parzellen geben wird und in welchem Ausmaß in den benachbarten Kleingartenvereinen nachverdichtet wird, all das sei noch im Gespräch mit dem Landesbund der Gartenfreunde, antwortete der zuständige Mitarbeiter vom Bezirksamt Nord auf Nachfrage. Auf die ebenfalls formulierte Frage nach den Ausgleichsflächen für die geplante Maßnahme wurde – wie auf viele weitere Fragen – nicht näher oder nur ausweichend eingegangen.

Die Forderungen der Ausgestiegenen lauten:

1. endlich alle Gutachten veröffentlichen
2. danach eine „echte“ Bürgerbeteiligung stattfinden lassen, die den Namen auch verdient

1 Kommentar
  1. @Gruenerhalten sagte:

    Klimagutachten bereits jetzt!
    Es fehlt aktuell! Ergebnisse zum Stand der bekannten auch für das weitere Umfeld wirksamen Frisch- und Kaltluftzone müssen für den Standort Diekmoor und Umfeld bereits jetzt ermittelt werden , um zu sehen welches max mögliche Maß einer womöglichen Bebauung bereits jetzt für die Variantenbetrachtung zum Schutz dessen langfristig zu erhaltenen Wirksamkeit vorzugeben ist!
    Bereits jetzt sind schwerwiegende Folgen infolge der vorgestellten Varianten zu erwarten, besonders die gen nach Norden reichenden Riegel.
    Ein Klimagutachten erst nach dem Ergebnis des städtebaulichen Wettbewerbs in 2023 kann nur die negativen Auswirkungen nachträglich bilanzierten,, heilen kann man dann nichts mehr entscheidendes , kein zurück zu einer neuen angepassten besseren Variante infolge des Drucks der Politik hinsichtlich Bebauung möglich.
    In der Abwägung des späteren Bebauungsplanverfahrens schlägt dann, wie bereits in vielen in Verfahren in Hamburg geschehen, das übergeordnete angebliche gesamstädtische Interesse wg. Bedarf Wohnungsbau den Klimaschutz. Dies muss so aufhören, Klimaschutz und Wohnungsbau sind mind gleichwertig im Verfahren zu werten. Wohnungsbaupotentiale sind auch weiterhin anders zu aktivieren, Nur mal einen Brief an alle privaten Grundeigentümer schreiben, wie seitens der Stadtplanung Nord angeführt, reicht im Engagement bei weitem nicht.
    Man muss und darf nicht mehr auf die grüne Wiese!

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